Odenwälder Bote
1869
Die erste Groß-Umstädter Zeitung wurde am 1. Juli 1869 als Odenwälder Bote - Groß-Umstädter Wochenblatt von dem bekannten Sparkassenrechner und Landtagsabgeordneten Jakob Lautz gegründet. Dieser war verantwortlich für Druck, Verlag und Redaktion. Sofort setzte nun im Kreisgebiet ein scharfer Konkurrenzkampf zwischen den beiden im Landkreis erscheinenden Zeitungen ein, der manches mal nicht ganz fair geführt wurde. Besonders in den Zeiten des Kulturkampfes fanden heftige Pressefehden statt. Stand das Dieburger Blatt mehr dem "Zentrum" nahe, so unterstütze das Umstädter Blatt die "National-Liberalen".
1874
Im Jahre 1874, als aus Anlass des Wahlsieges der National-Liberalen der Regierungskult sich auch in Hessen wandelte, wurde dem Odenwälder Bote der Charakter des "Amtlichen Kreisblatt für den Landkreis Dieburg" übertragen, den seither das Dieburger Blatt innegehabt hatte. Das war für den Odenwälder Bote von großem Wert, weil es als Amtsblatt zwangsläufig in jedem Ort des Kreisgebietes gehalten werden musste. Leider konnte der energiegeladene und zielbewusste Redakteur Lautz infolge Arbeitsüberlastung ab 1. Januar 1877 nicht mehr federführend sein. Er verpachtete seine Druckerei nebst Verlag, die sich im Hirschwirtshaus am Markt befanden, an Georg Müller aus Lengfeld, und Georg Lindauer aus Groß-Umstadt. Ersterer zeichnet als Schriftleiter, letzterer als Drucker und Verleger verantwortlich.
1884
Ab 1884 übernahm Georg Lindauer durch Kauf, Verlag, Redaktion und Druckerei. Er siedelte später in das erbaute repräsentative Geschäftshaus in der damaligen Bismarckstraße (heute Carlo-Mierendorff-Straße) über, wo sein Sohn Paul Lindauer als sein Nachfolger bis Herbst 1932 den Odenwälder Bote weiter druckte und herausgab. In der Zwischenzeit wurde am 5. August 1899 durch Wilhelm Wolf in der Schillerstraße (heute Frankenstraße), ein zweites Heimatblatt, die Groß-Umstädter Zeitung ins Leben gerufen. Dieses Blatt bezeichnete sich als unpolitische Wochenzeitung und erschien, wie der Odenwälder Bote, wöchentlich zweimal. Am 1. Januar 1922 stellte diese Zeitung nach zweiundzwanzigjähriger Lebensdauer ihr Erscheinen ein.
1921
Im Jahre 1921 gründete Buchdruckereibesitzer Georg Himmelheber den Groß-Umstädter Lokal-Anzeiger. So traf es sich, dass Groß-Umstadt im letzten Viertel des Jahres 1921 drei Heimatzeitungen hatte. Aber auch dieses kleine Blatt konnte sich nicht halten und erschien im Herbst 1922 nicht mehr. Nur der Odenwälder Bote blieb weiterhin das alleinige Umstädter Heimatblatt, wenn auch nicht mehr in der überragenden Bedeutung, die er früher hatte.
Durch die Initiative vom Buchhändler Karl Zibulski wurde am 1. Oktober 1927, im Verlag und Druck der Firma Rückziegel und Ketzler in Aschaffenburg, die Groß-Umstädter Zeitung wieder ins Leben gerufen. Der Aschaffenburger Verlag konnte jedoch die Zeitung nicht erhalten und verkaufte alle Rechte an die Buchdruckerei Georg Himmelheber ab 28. September 1928. Diese Firma übernahm ab 1. Oktober 1932 auch den Odenwälder Bote, welcher dann ab, 1. Januar 1933 als gemeinsames Blatt unter dem Titel Groß-Umstädter Zeitung - Odenwälder Bote erschien. Durch die Kriegs- und politischen Verhältnisse bedingt stellte sie am 1. August 1940 ihr Erscheinen ein. Über 70 Jahre Umstädter Heimatzeitungsgeschichte hatte damit sein vorläufiges Ende gefunden.
Um diese zu vervollständigen, dürfen wir vier Blätter nicht vergessen, die ebenfalls versuchten in Groß-Umstadt und Umgebung heimisch zu werden; es sind die von K. Zibulski Ende 1955 ins Leben gerufene Otzbergtürmer, die von nationalsozialistischer Seite versuchten Groß-Umstädter Nachrichten, der 1955 von H.Roller herausgegebene Kreis-Kurier und die von September 1976 bis März 1990 von A. Mohr verteilte Neue Umstädter. Alle diese Zeitungen konnten sich nicht halten und kamen bis auf letztere nur mit einigen Ausgaben heraus. Nach dem Zusammenbruch waren den Heimatzeitungen wieder einige Chancen eingeräumt worden. Unter anderem im Kreisgebiet wurden auch ab 1. Juli 1950 in Groß- Umstadt wieder eine eigene Heimatzeitung herausgegeben.
1951
Es war zuerst ein kleines Blättchen im DIN-A-4 Format. Man gab ihm vorläufig den Namen Umstädter Lokal-Anzeiger mit dem Untertitel Odenwälder Bote und Groß-Umstädter Zeitung. Damit wollte man bewusst wieder an die alte Umstädter Zeitungstradition anknüpfen. Den Druck besorgt Georg Himmelheber, die Schriftleitung übernahm Georg Füßler, der Verlag war gemeinsam. Das Heimatblättchen kam gut an, so dass man es ab 1951 im Großformat herausgeben konnte.
Im gleichen Jahr verstarb Georg Himmelheber, worauf die Druckerei von Georg Füßler pachtweise weitergeführt wurde. Damit war die weitere Herausgabe gesichert. 1955 errichtete der Inhaber in der Realschulstraße 5 ein eigenes Druckerei - und Verlagsgebäude. Ab 1954 wurde im Haupttitel der alte Name Odenwälder Bote wieder geführt und am 1. Januar 1961 die Firma in eine Familien Kommandit-Gesellschaft unter dem Namen Odenwald-Druck und Verlag, Georg Füßler KG umgewandelt.
1971
Hauptinhaber wurde Richard Füßler, gleichzeitig Verlagsinhaber, während Mitinhaber Georg Füßler Hauptschriftleiter blieb. 1971 verstarb Georg Füßler. 1974 wurde die KG aufgelöst. Richard Füßler übernahm als Alleininhaber den Odenwald-Druck und Verlag Georg Füßler so wie die Hauptschriftleitung des Odenwälder Bote.
Durch Beschluss des Magistrats und der Stadtverordnetenversammlung wurde der Odenwälder Bote ab 1.12.1967 zum Amtsverkündigungsorgan der Stadt Groß-Umstadt. Im Jahr 2001 erfolgte eine Unternehmensumstrukturierung. Die bisher von Richard Füßler geführten Geschäfte wurden ab 1. September 2001 von der Odenwald-Druck und Verlag GmbH weitergeführt. Als Geschäftsführer wurde Dipl.-Ing. Gregor Helwig eingesetzt.